Negative Gedanken sind ganz normal. Sie gehören zum Leben dazu. Durch bewusstes Wahrnehmen und Beobachten kannst du sie stoppen und ihnen die Macht über dich nehmen.
Wenn du, so wie ich, viel wanderst, erlebst du es sicher auch regelmäßig, dass dir währenddessen viele unterschiedliche Gedanken durch den Kopf gehen. Dieser Prozess setzt wie von selbst ein: Du freust dich etwa über das schöne Wetter, über die herrliche Landschaft, in der du wanderst, oder du denkst schon an die urige Berghütte, in der du dich später zur Rast niederlassen wirst. All das sind schöne, positive Gedanken, die dir das Wandern noch angenehmer machen als es sowieso schon ist. Aber es mischen sich oft auch negative Gedanken darunter. Wie kannst du diese stoppen?
Negative Gedanken sind wie graue Regenwolken
Vor allem, wenn ich alleine wandere und nicht durch Gespräche abgelenkt bin, kommen bei mir auch negative Gedanken auf. Dann fallen mir Dinge ein, die nicht so angenehm sind. Das ist völlig normal, und es geht dir bestimmt nicht anders. Wenn wir uns Gedanken als Wolken vorstellen, dann gibt es zwei Arten von Wolken:
- Leichte, weiße Wolken, die die positiven, stärkenden Gedanken symbolisieren.
- Schwere, graue Wolken, die für die negativen, schwächenden Gedanken stehen.
Stell dir nun vor, dein Geist ist der blaue Himmel. Blauen Himmel gibt es immer. Wenn du schon einmal in einem Flugzeug saßt und es die Wolkendecke durchbrach, weißt du, was ich meine. Nichts als blauer Himmel. Auch dein Geist ist immer da, nur wird er eben manchmal „vernebelt“ durch dunkle Wolken, also durch negative Gedanken. Das, was du denkst und wie du über etwas denkst, erschafft deine Wirklichkeit. Denkst du also Schlechtes, Negatives, wirst du dich nach nicht allzu langer Zeit auch noch schlecht fühlen. Und wenn du dich schlechst fühlst, erzeugt dies wiederum negative Gedanken. Eine verhängnisvolle Spirale.
Beispiele für negatives Denken
Ich will dir zwei Beispiele negativen Denkens geben, die du sicher nachvollziehen kannst. Vielleicht erkennst du dich darin sogar wieder?
Beispiel Nummer eins ist die berühmte Schwarzmalerei. Dabei quälen wir uns selbst mit möglichen negativen Zukunftsszenarien und Worst-Case-Situationen, obwohl wir gar nicht wissen, ob diese überhaupt eintreten werden. Wir sind dann nur noch bei diesen Gedanken und erlauben ihnen, Macht von uns zu erlangen. Kann das eine schöne, entspannte Wanderung sein, wenn du von derartigen Gedanken bestimmt wirst?
Beispiel Nummer zwei ist das Tunneldenken. Dein Geist schließt dann gewisse Optionen und Möglichkeiten kategorisch aus. Es ist, als ob du durch einen dunklen Tunnel wanderst, in dem es kein Rechts und kein Links gibt. Du siehst nur in eine Richtung. Tunneldenken kannst du bezüglich der Zukunft oder der Vergangenheit haben. Dann klammerst du dich an einen noch nicht eingetretenen Zustand (Zukunft) oder an etwas, das so in deinem Leben nicht eingetreten ist, obwohl du es dir vielleicht gerne gewünscht hast (Vergangenheit). Beide Sichtweisen machen unzufrieden, und es bestimmen dich negative Gedanken. Das eine ist noch nicht da, und wird vielleicht niemals eintreten, das andere ist vorbei und lässt sich nicht mehr ändern.
Warum positives Denken nicht achtsam ist
Es geht mir in diesem Artikel nicht darum, negative Gedanken zu verteufeln beziehungsweise zu verurteilen. Im Gegenteil: Jeder von uns hat sie, und das ist auch gut so. Wer kann schon von sich behaupten, nie negative Gedanken zu haben? Da hilft auch das Mantra des „positiven Denkens“ nicht weiter. Es ist nicht das Ziel, von jetzt auf nachher überhaupt keine negativen Gedanken mehr zu haben. Warum auch? Sie gehören zum Leben dazu wie das Atmen.
Positives Denken ist ein Ansatz, der negative Gedanken für ein Übel hält, das es zu vermeiden gilt. Der Psychologe und Psychotherapeut Günter Scheich nennt es – ich finde treffend – eine Verdrängungs- und Schmalspur-Psychologie, ein reines Schwarz-Weiß-Denken. Schaut euch nur einmal die viele Ratgeber-Literatur an, die einem das Glück verspricht. Man muss nur positiv denken. Zwischentöne gibt es dabei nicht. Doch das Leben ist nicht nur schwarz oder weiß.
Positives Denken steht im Prinzip diametral zur Achtsamkeit, bei der es gerade nicht darum geht, negative Gedanken zu vermeiden, sondern sie als etwas Gegebenes anzuerkennen und ihnen durch dieses Anerkennen, durch Beobachten und Nicht-Bewerten die Macht zu nehmen, die sie manchmal über uns erlangen. In der Achtsamkeit geht es auch nicht darum, etwas Bestimmtes zu erreichen oder eine Leistung zu erbringen. Die Vertreter positiven Denkens hingegen argumentieren: Denke positiv und du wirst erfolgreich sein. Du wirst all das erreichen, was du dir schon immer erträumt hast. Günter Scheich nennt es den „Schwindel mit gefährlichen Erfolgsversprechen“.
Negativen Gedanken kannst du allein schon damit die Kraft nehmen, indem du sie einfach beobachtest. Kommen solche Gedanken auf, nimmst du sie einfach nur wahr. Mit dieser Technik wirst du dir ihnen bewusst. Zentral in der Achtsamkeit ist, dass du dich für deine negativen Gedanken nicht verurteilst. Werte diese Gedanken nicht, sondern nimm sie einfach nur freundlich wahr. Wenn dir das gelingt, ziehen diese Gedanken einfach weiter. So, wie es Wolken für gewöhnlich am Himmel tun. Oder hast du schon einmal eine Wolke gesehen, die stets an der gleichen Stellt bleibt?
Keine Angst mehr vor negativen Gedanken
Mit regelmäßiger Atem-Meditation kannst du üben, deine negativen Gedanken wahrzunehmen, nicht zu bewerten oder dich dafür gar zu verurteilen. Wenn du regelmäßig übst, werden dir diese Gedanken auf deinen Wanderungen keine Angst mehr machen. Auch nicht der Gedanke ans Alleinsein, wenn du alleine wanderst. Nimm also negative Gedanken beim Wandern freundlich zur Kenntnis und versuche, dich nicht von ihnen vereinnahmen zu lassen. So werden sich deine negativen Gedanken ganz von alleine verziehen, und du bekommst wieder eine klare Sicht auf den immer vorhandenen blauen Himmel, deinen Geist.
Ich wünsche dir viele schöne Wanderungen unter einem wundervollen blauen Himmel!
Das ist so wunderbar schön geschrieben.
Vielen Dank David.
Hallo Andrea,
besten Dank für deinen Kommentar. Freut mich, wenn ich damit einen Impuls setzen konnte.
Viele Grüße und bis zu unserer Tour.