Ein Unternehmen ist nur so erfolgreich wie seine Mitarbeiter*innen. Um den dafür notwendigen Teamspirit zu erzeugen oder zu stärken, kann ein Teambuilding in der Natur eine wirksame Maßnahme sein.
Auch wenn du kein Fußball-Fan bist, kennst du vielleicht das Motto, mit dem sich der FC Bayern München identifiziert: „Mia san mia!” Es soll das bayerische Lebensgefühl ausdrücken, man sei etwas Besonderes, etwas Einzigartiges. Für den FC Bayern München heißt das: Nicht nur gute Einzelspieler machen den Erfolg aus, sondern erst das Team als Ganzes. Um dieses Gemeinschaftsgefühl erzeugen zu können, müssen die einzelnen Teammitglieder gerne Zeit miteinander verbringen und gut miteinander im Austausch sein, sprich gut miteinander kommunizieren. Beim Training, in der Kabine und auf dem Platz.
„Ein Team ist dadurch gekennzeichnet, dass mehrere Menschen ein gemeinsames Ziel verfolgen und dabei interagieren.” Das sagt Felix Brodbeck, Professor für Wirtschafts- und Organisationspsychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. Doch alleine das gemeinsame Verfolgen eines bestimmten Ziels reicht nicht aus, um ein erfolgreiches Team zu formen. Was es braucht, ist ein besonderer Zusammenhalt, ein Wir-Gefühl, ein Teamspirit.
Wenn du der Meinung bist, dein Team braucht frische Impulse für die Zusammenarbeit – weil vielleicht ein herausforderndes Projekt ansteht – oder der Teamspirit sollte neu entfacht werden, dann kann ein Teambuilding die richtige Maßnahme sein. Im Folgenden erläutere ich dir, warum ein Teambuilding in der Natur besonders wirksam sein kann, um die Kommunikation, das Vertrauen und die Zusammenarbeit in deinem Team zu stärken.
Fördert das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit
Zeit in der Natur zu verbringen hat positive Auswirkungen auf das physische und psychische Wohlbefinden. Frische Luft, Bewegung und der Kontakt mit der Natur können Stress reduzieren und die allgemeine Gesundheit verbessern. Eine Studie von Mary Carol Hunter, Brenda Gillespie und Sophie Chen von der University of Michigan aus dem Jahr 2019 zeigt, dass bereits ein täglicher Aufenthalt von 20 bis 30 Minuten in der Natur das Level des Stresshormons Cortisol bedeutsam senkt.
Teambuilding in der Natur nutzt also ein Setting, das von äußeren Reizen weitgehend unbelastet ist. Der Vorteil: Es fällt den Teammitgliedern leichter zur Ruhe zu kommen und sich auf die teambildenden Maßnahmen und Übungen zu konzentrieren. Eine Voraussetzung dafür, dass das Teambuilding seine erwarteten Wirkungen erzielt.
Der Kontakt mit der Natur wirkt sich auch auf die Leistungsfähigkeit aus:
- Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit, vor allem eine Erholung der Aufmerksamkeit; wichtig für konzentriertes Arbeiten.
- Geringere Entwicklung und raschere Erholung von Stress; unter Stress ist effektives Arbeiten bekanntlich nur schwer bis kaum möglich.
- Verbesserung des Selbstvertrauens; wer Vertrauen in sich selbst hat, tut sich auch leichter beim Zutrauen in die Erfüllung seiner Aufgaben und Projekte.
Ermöglicht eine bessere Selbstwahrnehmung
Wir haben es in der Regel nicht gelernt, darauf zu achten und zu vertrauen, was wir bei uns selbst wahrnehmen können. Doch Selbstwahrnehmung ist eine wichtige Fähigkeit, die sich erlernen lässt. Es ist die Fähigkeit, zu verstehen, wie man denkt, fühlt und sich verhält. Auch eigene Handlungs- und Verhaltensmuster, die regelmäßig auftreten, können erkannt und verstanden werden. Ein Beispiel: Jedes Mal, wenn Teamkollege X sich im Meeting äußert, spürt Teamkollegin Y den Drang, widersprechen zu müssen.
Bei der Selbstwahrnehmung geht es deshalb um das Verstehen der eigenen Persönlichkeit und der Beweggründe für das eigene Handeln. Durch Beobachtung, Hinspüren und Reflexion. Beim Teambuilding in der Natur mit Achtsamkeit trainieren die Teammitglieder, dieses Beobachten und Hinspüren mit Neugier, Offenheit sowie Respekt für sich selbst zu praktizieren.
Selbstwahrnehmung ist im Team-Kontext deshalb wichtig, weil es ein Baustein für mentale Gesundheit ist. Wer sich als Teammitglied selbst gut wahrnehmen kann…
- …spürt die eigenen Bedürfnisse.
- …erkennt, was er/sie wirklich will.
- …bemerkt, wie es einem in einer bestimmten Situation gerade geht.
- …kennt die eigenen Grenzen.
Dies wiederum befähigt jedes einzelne Teammitglied, sich im Alltag empathisch und wertschätzend zu verhalten und zu handeln. Eine ausgeprägte Selbstwahrnehmung kann außerdem die Wahrscheinlichkeit von Überlastung oder sogar eines Burnouts verringern.
Teambuilding in der Natur mit Achtsamkeit fördert die Schulung der Selbstwahrnehmung durch achtsames Innehalten. Ziel ist, vollständig im gegenwärtigen Moment zu sein und auftauchende Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen wertungsfrei wahrzunehmen.
Fördert Empathie durch einen achtsamen Naturzugang
Wer mit seinen Gedanken stets in der Zukunft oder in der Vergangenheit ist, verpasst den gegenwärtigen Moment. Doch genau in diesem Moment – in jedem einzelnen Moment – spielt sich das Leben ab. Das Leben „ist” nicht gestern oder morgen. Naturbezogene Achtsamkeitsübungen in und mit der Natur trainieren die eigene Wahrnehmung und das Nicht-Bewerten dessen, was gerade wahrgenommen wird. Teambuilding in der Natur fördert einen achtsamen Naturzugang:
- Was nehme ich von meiner Umwelt und von der Natur wahr?
- Wie fühlen sich die Phänomene für mich an?
- Wie spüre ich mich in der Natur?
Dabei wird die Natur als Quelle vielfältiger und sinnlicher Erfahrungen erlebt. Teams können sich zunächst auf einzelne Sinne fokussieren, wie Hören, Riechen oder Sehen. Das Schärfen der einzelnen Sinne und dessen, was damit bei sich selbst wahrgenommen und beobachtet wird, schärft auch die Wahrnehmung für sich selbst. Für die eigenen Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen. Eine wesentliche Voraussetzung für Empathie im Team und ein wertschätzendes, respektvolles Miteinander.
Besseres Kennenlernen von sich selbst und den Kolleg*innen
Die Natur bietet eine entspannte und informelle Umgebung, die es den Teammitgliedern ermöglicht, sich auf einer persönlicheren Ebene kennenzulernen. Dies ist in einer Organisation beziehungsweise am Arbeitsplatz oft nicht oder nur begrenzt möglich, da das Setting ein anderes ist.
Hintergrund von Übungen zum besseren und intensiverem Kennenlernen von sich und den Kolleg*innen ist die Tatsache, dass jeder Mensch ein bestimmtes Selbstbild hat. Dieses besteht aus einer Sammlung von Gedanken und Gefühlen sich selbst gegenüber. Dem zu Grunde liegen Beobachtungen aus der Vergangenheit, die man gemacht hat, wie Erlebnisse, Verhaltensweisen oder Beurteilungen von anderen. Das Selbstbild wird in der Regel sorgsam gepflegt. Oft ist es auch festgefahren und unflexibel.
Doch wer ist man eigentlich? Was macht die Ich-Identität aus? Diese Frage ist heute schwieriger zu beantworten als noch vor einigen Jahrzehnten, denn die identitätsbildenden Bereiche im Leben haben sich geändert. So können wir heute mehrere Identitäten parallel nebeneinander haben, zum Beispiel in den Sozialen Medien oder als Influencer. Hinzu kommen zahlreiche Rollen, die wir in unserem Leben spielen, sei es als Partner, im Beruf, als Mutter, in einer ehrenamtlichen Funktion etc. Die Bereiche, an denen wir uns für die Beantwortung der Frage, wer wir sind, orientieren können, sind mehr und unübersichtlicher geworden.
Spezielle Übungen in einem von äußeren Reizen nahezu ungestörten Umfeld fördern die Fähigkeit der einzelnen Teammitglieder, die Perspektive auf sich selbst immer neu wahrzunehmen. Dadurch werden überraschend neue Erfahrungen mit dem eigenen Ich und, im besten Fall, eine stärkere Flexibilität gegenüber gewohnten Ich-Beschreibungen ermöglicht.
Stärkt das Vertrauen ins Team
Bei Outdoor-Aktivitäten, wie etwa beim Wandern, ist eine gegenseitige Unterstützung unerlässlich. So kann es passieren, dass Teammitglieder sich gegenseitig unterstützen müssen, um etwa ein Hindernis auf dem Weg zu überwinden. Oder sie motivieren sich gegenseitig, um einen steileren Anstieg zu bewältigen. Diese Erfahrungen schweißen zusammen und stärken das Vertrauen ins Team.
Teambuilding in der Natur fördert darüber hinaus den persönlichen Austausch unter den Teammitgliedern durch die informelle und entspannte Atmosphäre, die das Outdoor-Setting bietet. Hier sind tiefere, intensivere Gespräche möglich, die wiederum das Vertrauen in persönliche Beziehungen stärken, was im gewöhnlichen Arbeitsalltag nur schwer möglich ist. Vertrauen wiederum ist die Grundvoraussetzung, um wirksam zusammenzuarbeiten und gemeinsam gute Ergebnisse zu erzielen.